Zeitungsartikel vom 28.11.2020 in der MV von Ann-Christin Hesping

Obmann für Prädatorenmanagement – das ist die genaue Bezeichnung für die Tätigkeit von Frederik Müller beim Hegering in Rheine. Sein Job? Gibt es irgendwo in Rheine ein Marder-Problem, ist er zur Stelle, um es zu lösen. Die Bestände von Mardern, Marderhunden, Waschbären und Co. nehmen ständig zu. Sie gehören teilweise zu den invasiven Arten, sind also zugewandert, haben in unseren Breiten keine natürlichen Feinde und können sich ungehindert vermehren. Sie bedrohen nicht nur gefährdete Arten wie das Rebhuhn und andere Bodenbrüter, sondern werden auch zum Ärgernis mancher Menschen, wenn sie auf dem Dachboden, im Motorraum des Autos oder im Hühnerstall ihr Unwesen treiben.

Beispiel: Sommer, ein Haus unweit des Stadtparks. Steinmarder hatten sich dort im Dachstuhl als Untermieter eingenistet. Das ist kein Spaß, weiß Müller, seit Februar Marderbeauftragter beim Hegering Rheine: „Die Marder bauen Nester und bringen ihre Jungen dort zur Welt. Das riecht nicht nur streng und macht Krach; die Tiere beschädigen auch häufig die Dämmung des Daches. In dem betroffenen Haus musste ich mehrfach ausrücken, insgesamt fünf Marder habe ich dort gefangen.“

Die Bewohnerinnen und Bewohner des Hauses hatten zunächst selbst Kameras und eine Falle aufgestellt. Erst dann alarmierten sie den Marderbeauftragten. Was sie nicht wussten: „Der Marder zählt zum sogenannten jagdbarem Wild. Nur ein Jäger, der in dem Bezirk fangjagdberechtigt ist, oder ich als Marderbeauftragter, darf eine solche Falle aufstellen. Alles andere fällt unter Jagdwilderei“, erläutert Müller. Dass ein Fachmann eine solche Falle aufstellt, ist sinnvoll, denn es gibt einiges zu beachten. So müssen die Fallen zum Beispiel komplett verblendet sein, damit ein gefangenes Tier bei Tagesanbruch nicht in Panik gerät. Auch ist ein Fallenmelder vorgeschrieben, der eine Meldung auf das Handy des Marderbeauftragten abgibt, wenn ein Tier in die Falle gerät.

Die gefangenen Marder des Hauses unweit des Stadtparks kamen glimpflich davon: Müller setzte sie an anderer Stelle wieder aus, weil im Sommer noch Schonzeit war. Im Herbst hätte der Marderbeauftragte die Tiere erlegt und sie an das Unternehmen Fellwechsel abgegeben – ein Projekt, das sich der nachhaltigen Nutzung von Fellen verschrieben hat (siehe Infobox).

Es gibt aber noch mehr „Raubsäuger“, die in Rheine und Umgebung für Ärger sorgen. „Anfang des Jahres wurden zum ersten Mal Waschbären in Dreierwalde gefangen“, schildert Jörg Winther, Leiter des Hegerings Rheine. Auch zwei Marderhunde wurden in diesem Jahr in Rheine beim Dreschen gesichtet.

Menschen, die vermuten, dass sich bei ihnen ein Marder oder ein Waschbär eingenistet haben könnte, sollten am besten sofort den Hegering kontaktieren. „Wir unterstützen da gerne. Gemeinsam mit Frederik Müller schauen wir dann vor Ort, ob es sich um einen Marder handelt, wo er herkommt und wo er sich eingenistet haben könnte. Wir stellen dann auch Wildkameras und Fallen auf. Außerdem empfehlen wir, dass ein Dachdecker sich das Dach ansieht, sollte ein Marder sich auf dem Dachboden eingenistet haben. Andere Marder folgen sonst dem Geruch des Vorgängers, sollten die Zugänge zum Dachboden nicht verschlossen werden“, klärt Winther auf. Diese Arbeit machen die Mitglieder des Hegerings ehrenamtlich – freuen sich nach einem Einsatz aber über eine kleine Spende für den Hegering.

Kontakt zum Hegering über Jörg Winther, 0171 – 8659522, E-Mail: joerg.winther@gmail.com

www.hegering-rheine.de